Rückblick auf die Ham Radio 2012

Am Sonntag den 24.06.2012 schloss die 37. HAM RADIO / HAMtronic in Friedrichshafen. Eine Messe, welche heuer unter dem Motto "Amateurfunk Digital" stand.

 

Die wichtigste Amateurfunkmesse in Europa haben dieses Jahr laut einer Pressemitteilung der Messeleitung ca 14.800 Personen besucht - das bedeutet einen Besucherrückgang von knapp 10%. Das bestätigt auch den Eindruck und das Bauchgefühl, wenn man durch die Hallen ging - spürbar weniger Besucher! Im Jahr 2011 waren es noch 16.300, 2010 - 16.800, 2009 - 17.400 Besucher, eine Abwärtsentwicklung die noch nicht eingebremst werden konnte.

 

Was aufgefallen ist

Ganz zum Thema gepasst haben wieder die SDR "Software Defined Radio". An mehreren Ständen konnten neue Entwicklungen gesehen werden. Auffallend auch die SDR-Technik aus Russland, welche zu günstigen Preisen angeboten wurde.

 

Die grossen Hersteller/Marken haben nach der Messe in Tokyio und Dayton ihre neuen Produkte nun auch in Europa offiziell vorgestellt. Allen neuen Transceivers gemeinsam ist ein Panoramaschirm, der die Belegung eines Spektrums rund um die Arbeitsfrequenz anzeigt.

 

TS-990 von Kenwood

Kenwood zeigte den neuen TS-990 als das neue Flagschiff in der gehobenen Preisklasse. Die Preise sind noch nicht bekannt, dürften sich aber im Bereich von ca € 10.000.- bewegen.

 

Der TS-990 ist als Kurzwellentransceiver recht üppig mit Knöpfen, Tasten und Schaltern auf der Frontplatte ausgestattet. Daten sind nur spärlich bekannt, das in Friedrichshafen hinter Plexiglas vorgezeigte Gerät war offensichtlich nur ein Dummy mit einer animierten LCD-Anzeige.

 

FTDX-3000 von YAESU

Im mittleren Preissegment dürfte das neue Kurzwellenfunkgerät mit der Bezeichnung FTDX-3000 von YAESU angesiedelt sein.

 

Auffallend auch hier ein großes LCD-Display mit dem digitalisierten S-Meter und einer Spektrumanzeige.

 

OE9 auf dem HAMCAMP

OE9 war wieder stark auf dem HamCamp vertreten. Bereits am Sonntag vor der HAM RADIO wurde die mobile Clubstation auf den Campingplatz neben der Messe gefahren und die Zelte aufgebaut. Während der folgenden Tage trafen dann weitere Kollegen aus DL, OE5 und OE9 ein.

 

Die Gruppe rund um Viktor - OE9VLV und Klaus - OE9PKV sorgen für das leibliche Wohl. Heuer wurde zu diesem Zweck ein eigenes Küchenzelt angeschafft.

 

Der große Mast blieb in Koblach, da der Abbau in Koblach, der Aufbau in Friedrichshafen und der Abbau und Wiederaufbau zu viel Aufwand bedeutet hätte. Dennoch sorgte die mobile Clubstation OE9XGV mit seinen Möglichkeiten für einige Aufmerksamkeit. Der Versuch einen Link via HAMNET vom Messegelände auf den Pfänder einzurichten ist leider an den bestehenden hohen Bäumen gescheitert.

 

Am Donnerstag Abend sorgte ein mittleres Unwetter für einige Aufregung auf dem HAMCAMP. Das neue Küchenzelt musste von mehreren Helfern stabilisiert und vor dem Windböhen geschützt werden. Der Besucherschwerpunkt hatte sich vom Samstagabend auf den Freitagabend verlagert. Während der Messe sorgte eine schöne stabile Wetterlage für angenehme Temperaturen am Abend.

 

Am Sonntag, den 24.06.2012 wurde dann das Camp abgebaut und die mobile Clubstation wieder nach Koblach verbracht.

 

OE9HLH's persönliche Eindrücke und Bemerkungen

Am Freitagmorgen, 20 Minuten vor der Messeröffnung begann die Anreise schon mit etwas Ärger. Der Parkplatzlotsendienst hat die Autos beim Kreisverkehr auf die Parkplätze im Osten der Messe (in die Pampa) geschickt, obwohl die Plätze in der Nähe des Eingangs frei waren. Was soll das?

 

Und dann um 09:00 Uhr das jährliche Chaos bei der Öffnung der Tore. Die Damen beim Einlass erweckten den Eindruck, als ob das der erste Event in dieser Größe ist. Aufgrund des Ansturms wurde ein weiterer Eingang aufgemacht - ich persönlich konnte ohne Kontrolle auf die Messe gelangen. Andere wiederum wurden gleich zweifach kontrolliert. Die per Internet gelösten 3-Tages-Tickets mussten in eine Plastikkarte umgetauscht werden und die sind auch prompt ausgegangen. Der Bonus eine Karte im Internet gelöst zu haben wurde mit unnötigem Stress und einer längeren Wartezeit belohnt - Das ist nicht in Ordnung!

 

Die Halle A1 mit den kommerziellen Händlern wurde wieder vom Stand von WIMO dominiert. CONRAD-Elektronik fehlte auch heuer wieder. DIFONA, APPELLO, KENWOOD, YAESU, ICOM und HILBERLING mit den üblichen Ständen, BOGER hat deutlich in der Größe reduziert.

 

Der Flohmarkt belegte knapp 2 Hallen (A3 und A4). Die Angebote hatten wirklichen Amateurfunkbezug und waren in der Qualität deutlich besser als die Jahre zuvor. Wobei auch die breiteren Durchgänge aufgefallen sind - sie haben sich natürlich positiv ausgewirkt. Dies hat sicherlich auch dazu geführt, das die 2. Flohmarkthalle gut gefüllt werden konnte. Mehr Klasse statt Masse war hier das Thema!

 

Das Motto "Amateurfunk digital" wurde genauso lieblos wie im Vorjahr das Thema "CW" behandelt. Der Eindruck war der selbe - ein erzwungenes Thema und irgendwelche Aktivitäten - wobei das ganze deutlich mehr hergegeben hätte. Einige (ältere) digitale Betriebsarten haben komplett gefehlt. Digitale Kommunikation auf Kurzwelle war eher sekundär - drei Systeme von digitalem Relaisfunk haben dominiert. Na, mein Smartphone kann das auch und sogar noch besser! - Und, was antworten wir auf dieses Argument eines Nicht-Amateurfunkers? - Und deswegen soll ich eine Lizenz machen? - Hör ich schon als Antwort drauf.

 

Meine Frage wirklich: Das kann doch nicht die Faszination Amateurfunk sein, wenn wir kommerzielle (digitale und damit teure) Relais und kommerzielle Funkgeräte kaufen und damit Funkbetrieb machen? Unsere Amateurfunk-Leistung ist dann die die Hardware zu montieren?

 

Wohltuend waren da der Löt- und Bastelprojekte in der Halle A1. Die Faszination Technik und Amateurfunk hat hier nicht nur auf Kinder und Jugendliche übergeschwappt. Das zeigte sich auch daran, dass einige Bausätze heiss begehrt und am Samstag bereits vergriffen waren.

 

Die Vorbereitung rund um das das Thema hat sich in der Praxis gezeigt - ein Digitalumsetzer (DMR) verwendete ausgerechnet die Frequenz 438.200MHz - die auch als 9k6-Benutzerzugang für Packetradio auf dem Pfänder seit Jahren verwendet wird. Ein neuer digitaler Dienst hat also einen älteren gestört - ich hoffe es bleibt eine Ausnahme!

 

Die Durchsagen welche auf die sichere Verwahrung der Geldtaschen hingewiesen haben, hatten einen Grund. Mehrere Personen erzählten von aufgeschlitzten Hosentaschen und gestohlenen Geldbörsen. Auch einen Händler soll es mit einer größeren Summe "erwischt" haben. Die HAM RADIO hat also nicht nur Funkamateure angezogen!

 

Das Fazit: Die HAM RADIO ist ein Pflichttermin! Rückgänge bei den Besuchern und im Bereich des Flohmarktes im Vergleich zum Jahr 2011 - mich hats nicht gewundert - und da hatte nicht nur die Fussball-EM Schuld!

 

Aus dem Pressebericht der Messeleitung

Jungunternehmer aus Russland, Besucher aus Australien, Amateurfunk-Verbände aus Israel und den USA - Amateurfunk ist ein Völker verbindendes Hobby mit hoher technischer Fachkompetenz. Dies hat die 37. Auflage der Ham Radio erneut bewiesen.

 

An drei Tagen kamen 14 800 Besucher auf das Messegelände in Friedrichshafen, um aktuelle Produkte bei den 203 Ausstellern zu kaufen und sich beim 63. DARC Bodenseetreffen über die neuesten Entwicklungen im Amateurfunk zu informieren. Auf dem messeeigenen Wohnmobil-Stellplatz kamen Funkamateur-Freunde aus aller Welt zusammen und verbanden den Besuch der Messe mit einem Urlaub in der Bodensee-Region.

 

Viele Aussteller zeigten sich mit dem Geschäftsverlauf zufrieden. Messe-Chef Klaus Wellmann zog trotz des leichten Besucherrückgangs eine positive Bilanz: "Die Ham Radio hat einen hervorragenden Ruf in der Branche. Das ist Ansporn für uns, gemeinsam mit dem Deutschen Amateur-Radio Club (DARC) als Partner das gute Konzept der internationalen Amateurfunk-Ausstellung fortzusetzen."

 

Die Ham Radio bot vom 22. bis 24. Juni einen kompletten Überblick zum Thema Amateurfunk. 203 Aussteller und Verbände aus 31 Ländern präsentierten ihre technischen Neuerungen und bewiesen auch mit dem diesjährigen Messemotto "Amateurfunk digital", dass Amateurfunk am Puls der Zeit ist. In drei Hallen wurden den Besuchern zahlreiche Informations- und Einkaufsmöglichkeiten geboten. "Mit einem zehnprozentigen Aussteller-Plus und dem hohen Grad an Internationalität bei Ausstellern wie Besuchern bestätigt die Ham Radio ihre Position als Europas führende Amateurfunk-Ausstellung", betonte Projektleiterin Petra Rathgeber zum Abschluss des dreitägigen Messe-Events. Auch Michael Kalter, Hamvention General Chair aus Dayton/USA, hatte in seiner Eröffnungsrede in Friedrichshafen die Ham Radio als die bedeutendste Veranstaltung neben der Hamvention in den USA hervorgehoben.

 

Das bestätigen auch Olga Zubareva und Vasily Vasilev von Expert Electronics aus Russland, die erstmals in Friedrichshafen waren. "Wir präsentieren eine neue Technologie, den SunSDR2 Transceiver, und für die Markteinführung ist diese Messe gut geeignet. Die Ham Radio ist weltweit sehr bekannt und bietet eine gute Möglichkeit, um neue Kundenkontakte zu knüpfen und um unser Produkt vorzustellen."

 

Auch andere Aussteller freuten sich über einen guten Geschäftsverlauf und die positive Atmosphäre: "Wir erwarten ein gutes Nachmessegeschäft, da viele Besucher mit professionellem Hintergrund auf der Messe sind, die dann unsere Angebote an ihre Kunden weitergeben. Wir kommen schon seit etwa zehn Jahren auf die Ham Radio. Insgesamt ist die Stimmung sehr gut und Friedrichshafen ist von allen zehn Messen, die wir im Jahr besuchen, unser beliebtestes Messeziel", betonte Helmut Riexinger, Produktmanager WINRADIO Communications, Australien.

 

Der DARC sieht mit dem 63. Bodenseetreffen mit vielen Beiträgen rund um den Digitalfunk und der Präsentationsfläche "Amateurfunk digital" sein Ziel, noch mehr Funkamateure für die modernste Form des Funkens zu begeistern, als gelungen an. "Wir haben einen wichtigen Grundstein dafür gelegt, dass die technische Entwicklung weitergeht", zeigte sich Jens Hergert, kommissarischer Geschäftsführer des DARC sehr erfreut mit dem Verlauf der Ham Radio. Mit der Ham Rallye sei das Interesse bei Kindern und Jugendlichen geweckt worden und ausgehend von der Lehrerfortbildung erwarte der DARC positive Impulse für die technische Bildung des Nachwuchses. 93 Kinder und Jugendliche hatten diesmal Peilung mit dem Hobby Amateurfunk aufgenommen. "Durch die Prüfungsvorbereitungen in Baden-Württemberg waren es in diesem Jahr mit 94 Teilnehmern an der Lehrerfortbildung etwas weniger als in den Jahren zuvor. Wir sind zufrieden mit dem ersten internationalen Jugendtreffen mit 30 Jugendlichen, unter anderem aus Finnland, Italien und den Niederlanden", sagte Axel Voigt, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im DARC.

 

Damit auch im kommenden Jahr der Funke wieder überspringen kann, sollten sich Besucher den 28. bis 30. Juni 2013 vormerken, dann wird die Ham Radio zum 38. Mal in Friedrichshafen stattfinden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.hamradio-friedrichshafen.de.

 


 

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(29.06.2012 - OE9HLH)