Powerline in der Computer-Fachpresse

Die führende europäische Computerzeitschrift c't hat sich in der Ausgabe 02/2011 mit der Thematik Netzwerke und insbesondere auch mit der Vernetzung über PLC (Power Line Communication) beschäftigt. Ein für Funkamateure nicht unteressantes Heft der Zeitschrift, weil darin einige Interessante Informationen enhalten sind.

 

In zwei Artikel geht es um den Themenbereich "mehr Durchsatz" in WLAN und Powerline-Netzen. Und in einem weiteren Artikel um das Thema "Funkstress - Inhouse Powerline gegen Funknutzer".

 

c't-Artikel "Funkstress"

Auf den Seiten 84 bis 85 berichtet der Redakteur Ernst Ahlers ausführlich von der Problematik "Inhouse-Powerline gegen Funknutzer".

 

Die bisherigen PLC-Geräte arbeiteten im Frequenzbereich von 2-30MHz mit geringen Leistungen von einigen 10Milliwatt. Dadurch wurden hauptsächlich Kurzwellennutzer wie Funkamateure, KW-Rundfunkhörer, aber auch das Militär in der näheren Umgebung von PLC-Vernetzungen beeinträchtigt.

 

Die neuen Adapter mit einer höheren Übertragungsrate und damit auch benutzter Bandbreite in der neuen Gigle-Technik benutzen in einigen Fällen sogar Frequenzbereiche bis 305MHz. Damit sind auch Störungen von Funkystemen von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, der UKW-Rundfunk und auch der Flugfunk betroffen.

 

Dass PLC bisher Störungen verusacht hat, das konnte bei der deutschen BNetzA (Bundesnetzagentur) erhoben werden. Dort sind die Störungsmeldungen zwar allgemein zurückgegangen, die Störungen, welche durch PLC begründet waren, sind jedoch angestiegen.

 

Der DARC wurde für den Artikel ebenfalls befragt und hält die bisher existierenden Maßnahmen für nicht weitreichend genug. Das Institut für Rundfunktechnik hat die bisherigen alten Adapter untersucht. Ein Notching für die Rundfunkbänder hält das IRT für erforderlich.

 

Das Résumé:

Die c't titelte zu PLC richtig: "Wer ein Gerät betreibt, das Funkstörungen erzeugt, muss mit Beschlagnahme, Rechnung für Messeinsätze der Bundesnetzagentur und schlimmstenfalls einem Bußgeld rechnen."

 

Generell wurde der Einsatz der neuen Technologie nur für diejenige empfohlen, welche wirklich eine leistungsstarke Internetanbindung haben und nachträglich eine Homevernetzung benötigen.

 

Dennoch gab der Redakteur der Zeitschrift c't Entwarnung, weil Störungen nur im direkten Nahfeld bemerktbar seien. Man "solle achten, ob der Nachbar größere Antennen auf dem Dach oder im Garten stehen hat" - dann ist der Nachbar nämlich Funkamateur.

 

Wir Funkamateure haben da eine andere Erfahrung gemacht. Das eigentliche Problem besteht auch darin, dass viele Nutzer eine derartige PLC-Störung nicht zuordnen können und auch wenig über die Möglichkeiten der Störungsmeldung bei den Fernmeldebehörden Bescheid wissen. Und nicht zuletzt: Ob da nicht die Rechnung auch ohne die besonderen Ausbreitungsbedingungen und das bevorstehende Sonnenfleckenmaximum gemacht wurde?

 

Weiterer c't-Artikel "Dritte Spur"

Mit "Mehr Durchsatz für WLAN und Powerline" - ist der auf den Seiten 76-79 von Ernst Ahlers verfasste Artikel betitelt.

 

Inhalt des Artikels ist die im Frühling 2011 erwartete Gerätevorstellung von 500MBit/s-Endgeräten für WLAN und PLC. Die Technik bietet sich für das "nachträgliche Vernetzen" von Eigenheimen und Mietwohnungen an. Da die Internetprovider nun auch Internetzugänge der "Express-Klasse" mit derzeit ca 100MBit/s anbieten ist die logische Konsequenz auch ein Hochrüsten der haus- oder wohnungsinternen Vernetzung.

 

Der Test der WLAN-Geräte ergab keine wesentliche Neuerungen. Die PLC-Geräte sind durch herstellerübergreifenden Wildwuchs geprägt. Die beiden großen Hersteller DS2/MARVELL und INTELLON/ATHEROS können somit mit den schnellen Geschwindigkeiten nicht miteinander kommunizieren. Die ganze Situation verschäft auch noch ein Normendurcheinander, da es seit Herbst 2010 einen IEEE-Standard (P1901) für PLC-Technik und seit Sommer 2010 eine konkurrierende Norm (G.hn) der ITU (International Telecommunication Union) gibt.

 

Die neuen schnellen Adapter benutzen ein Frequenzspektrum bis 250MHz und darüber (Gigle-Technik) - dem widerspricht die ITU-Norm, welche eine Frequenzobergrenze von 80MHz festschreibt. Diese Norm ist jedoch noch nicht im Kraft - und für ältere Modems gilt dann der sogeannte Bestandsschutz - solange bis diese Modems durch Störungen auffallen.

 

Zusammenfassung des Artikels:

Klare Vorteile für eine Vernetzung per WLAN, da der 802.11 Standard eine Norm ist, welche erfüllt werden muß. Auch kann man per WLAN einfach Smartphones und Notebooks einbinden ohne an ein Kabel gebunden zu sein.

 

Dennoch zeigen die neuen PLC-Geräte (leider) einen höheren Datendurchsatz wie die WLAN-Technologie. Höchstleistungen sind aber ohnehin bei WLAN und PLC meist nur auf kurzen Distanzen erreichbar.

 

Und noch ein c't-Artikel: "Netz Tuning"

"Handreichung für optimalen Durchsatz" - lautet der auf den Seiten 80-82 von Ernst Ahlers verfasste Artikel.

 

Neben Tips wie ein WLAN optimiert werden kann, gibt es ähnliche Gebrauchshinweise für PLC. Der Artikel zeigt deutlich auf, dass die nutzbare Geschwindigkeit von PLC von vielen Faktoren abhängig ist. Störend waren Mehrfachsteckdosen und vor allem billige Schaltnetzteile von Kleingeräten. Die Reichweite von PLC kann auch über den Stromzähler hinweg erfolgen. Was aber auch die Möglichkeiten von Störungen durch andere PLC-Geräte oder störende Netzteile aus der Nachbarwohnung erhöht.

 

Als eine Alternative für eine Hausvernetzung sollte aber auch die Vernetzung über Koax-TV-Leitungen oder Telefonleitungen mit dem HomePlug-AVÜbertragungsverahren ins Auge gefasst werden.

 

Zusammenfassung des Artikels:

Wenn optimale Geschwindigkeiten im Netz erreicht werden sollen, dann sind viele Faktoren zu beachten. Das Märchen, dass PLC-Gertäte den Stromzähler nicht überwinden können ist falsch. Es konnten sogar mehrere Stromzähler überwunden werden - was im Rückschluss die Störungsanfälligkeit von PLC aus der Nachbarwohnung erhöht.

 

Verfügbarkeit der Artikel

Das Heft 02/2011 kann beim Verlag heise online nachgekauft werden. Bzw sind die einzelnen Artikel im Online-Archiv von heise gegen Bezahlung als PDF-Datei erhältlich.

 

Für Interessenten in OE9: Es gibt mehrere Funkamateure, welche die Zeitschrift c't aboniert haben und das Heft sicherlich zum Lesen/Kopieren zur Verfügung stellen.