PLC Modem-Test in Computerzeitung

 

Unter der Überschrift „Pfiffige WLAN-Alternative“ stellt die aktuelle Zeitschrift „Computer-Bild", Ausgabe 8/2009, auf neun Seiten 12 PLC-Geräte (Power-Line-Communication) für 200Mbps und 85Mbps vor.

 

Power-Line Communication - PLC - ist die Nutzung der ungeschirmten Stromleitungen zum Transport von Datensignalen. Dabei werden die Informationen in Form von hochfrequenten Signalen in das bestehende Stromverteilungsnetz eingekoppelt. Das ist eine typische Form einer Trägerfrequenzanlage (TFA) die einen Frequenzbereich bis ca 30MHz verwendet.

 

Damit werden diese Stromleitungs-Netzwerkadapter aus dem Homebereich neuerlich dem unbedarften Computeranwender in Erinnerung gerufen. In dem sehr ausführlichen Test werden die Testergebnisse insbesondere in folgenden Punkten zusammengefasst:

 

Qualität der Übertragung

Hier wurde ausschließlich auf die Geschwindigkeit der Übertragung der beiden Gerätetypen 200Mbps (HomePlug AV und DDS2) und 85Mbps (HomePlug 1.01 – Turbo) eingegangen.

 

Offen blieb aber der Hinweis auf das Shared-Medium – das geteilte Übertragungsmedium. Die maximale Übertragungsgeschwindigkeit kann nur erreicht werden, wenn nur ein Satz PLC-Modems im Haushalt betrieben wird. Offen blieb auch die Frage, wie sich verschiedenartige Geräte zB in einem Wohnblock gegenseitig stören oder beeinflussen.

 

Sicherheit

Getestet wurde die elektrische Sicherheit – also die Gefahr von Stromschlägen, sowie die Netzwerksicherheit – also die vorhandenen und eingestellten Verschlüsselungen um einen unbefugten Zugriff auf dieses Heimnetz zu verhindern. Hier konnten teilweise massive Schwachstellen, sogar in der elektrischen Sicherheit, festgestellt werden.

 

Funkstörungen

Gerade dieser Punkt weckt natürlich das Interesse von uns Funkamateuren. Die meisten Hersteller filtern zwischenzeitlich die Amateurfunkfrequenzen mittels mehrerer Notch heraus – aber nicht alle Hersteller! Die Stromleitungen wirken dabei wie eine Sendeantenne und strahlen die hochfrequenten Trägersignale ab. Aber auch die starken Hochfrequenz-Ströme auf den Leitungen können zu Beeinträchtigungen bei anderen Elektrogeräten, wie Stereoanlagen, Fernseher, etc führen.

 

Betroffen sind wir nicht nur als Funkamateure mit den uns teilweise exklusiv zugewiesenen Kurzwellen-Funk-Bereichen, sondern auch andere Funkdienste die auf Kurzwelle arbeiten und natürlich die Mittel- und Kurzwellen-Rundfunkhörer. Hier wurden einige wichtige Informationen nicht erwähnt – aber dazu mehr in der Zusammenfassung - Aus der Sicht des Funkamateurs.

 

Getestet wurden folgende Adapter:

NETGEAR – XAVB101, ALLNET - All168205/200Mbit, SIEMENS GIGASET - Homeplug AV200Duo, LINKSYS – Powerline AV Network Kit PLE 300, DEVOLO - dLAN200AV plus Starter Kit, BELKIN – Powerline AV Starter Kit 200 Mpbs, MSI – Mega ePower 85 Duo Kit Version II, 7LINKS (Pearl) – Starter Set 85 Mbps Powerline, ALLNET – All1685 Bundle/85 Mbit, CONRAD – Powerline Adapter PL85D, DEVOLO – dLAN Highspeed Ethernet II Starter Kit, BELKIN – Powerline AV 85 Mbps Starter Kit

 

Aus der Sicht des Funkamateurs

PLC ist kein günstiger und einfacher Ersatz für ein drahtgebundenes Netzwerk. Einfacher ist die Verlegung eines Netzwerkkabels und die sternförmige Vernetzung über Netzwerk-Switches. Damit wird eine schnelle, zuverlässige, störungsresistente und auch abhörsichere Vernetzung gewährleistet.

 

Die derzeit typischen kabelgebundenen Netzwerkkomponenten von 1Gbps, ja sogar 100Mbps sind deutlich schneller, wie die 200Mbps-PLC-Adapter, welche auf Datenraten von ca 60Mbps netto kommen. Die Verbindung über PLC kann durch andere PLC-Adapter massiv gestört und beeinträchtigt werden. Das Problem dass sich mehrere Geräte einen Übertragungskanal teilen müssen und damit die Datenrate sinkt – selbst Störungen verursachen, aber auch durch andere Geräte selbst gestört werden können – fehlende und/oder mangelhafte Verschlüsselung machen derartige PLC-Netzwerkadapter nur zur 3. Wahl.

 

Und das eigentliche Problem wurde in diesem Testbericht verschwiegen: Sollte es wirklich zu einer Störungsmeldung eines Funkamateurs, eines anderen Funkdienstes, eines Kurzwellenhörers bei der Funküberwachung (in Österreich) bei der Bundesnetzagentur (in Deutschland) oder Bakom (in der Schweiz) kommen – und der Verursacher ausgemittelt werden, dann droht eine behördliche Untersagung des Betriebs dieser PLC Geräte, ein Kostenersatz für die Suche nach der Störquelle und im Wiederholungsfall ein Strafverfahren.

 

Es wurde nämlich verschwiegen, dass der Betrieb dieser PLC-Modems nur geduldet, jedoch nicht explizit erlaubt ist, da die durch PLC verwendeten Frequenzbereiche anderen Nutzern primär & exklusiv zugewiesen wurde.

 

Fazit

Die 1. Wahl ist eine Netzwerkverkabelung. Es folgt auf dem 2. Platz die WLAN-Vernetzung, welche eine kabelunabhängige Netzwerkverbindung gestattet. Eine PLC-Vernetzung kann nur die absolute Ausnahme darstellen, wenn eine Verkabelung oder Funkvernetzung nicht möglich ist.

 

Erschreckend ist, dass man beim grössten Onlinehändler mit dem Suchbegriff "PowerLine" ca 40 derartige Adapter findet. Da ist der bevorstehende Ärger und die Probleme für uns Funkamateure und die Fernmeldebehörde abzusehen.